Kanalnetze und Kläranlagen sind teuer, im Bau, im Betrieb und im Unterhalt. Sie können nur dann ihren wertvollen Beitrag zum Umwelt- und Gewässerschutz leisten sowie wirtschaftlich arbeiten, wenn qualifiziertes und motiviertes Personal für einen optimalen Betrieb sorgt. Deshalb ist eine ständige Weiterbildung des Betriebspersonals wichtig. Zu diesem Zweck hat der DWA-Landesverband bereits 1973 "Nachbarschaften" eingerichtet.
In Bayern gibt es 92 Nachbarschaften, die jeweils aus etwa 20 benachbarten Abwasseranlagen bestehen. Das Betriebspersonal einer Nachbarschaft trifft sich zwei- bis dreimal im Jahr auf einer Abwasseranlage, um unter Leitung eines erfahrenen Abwassermeisters oder Ingenieus - dem sogenannten Nachbarschaftslehrer - praxisnah Betriebsprobleme zu diskutieren und Erfahrungen auszutauschen.
An diesen "Nachbarschaftstagen" wird auch auf neue technische und rechtliche Entwicklungen hingewiesen und mit praxisbezogenen Untersuchungs- und Auswerteverfahren vertraut gemacht. Als Lehrer sind erfahrene Abwasserfachleute tätig, die von jeweils einem Obmann aus dem Kreis des Betriebspersonals unterstützt werden.
Neben den regionalen Nachbarschaften gibt es Sondernachbarschaften für die "Maschinelle Schlammentwässerung", "P-Elimination", "SBR-Anlagen", "Kleine Kläranlagen", "Große Kläranlagen" und "Labor", die gezielt zu diesen Themen weiterbilden.
Den Nachbarschaften liegen die Anlagen aller Größenklassen am Herzen. Dennoch wurde jüngst ein besonderes Augenmerk auf kleinere Anlagen gelegt:
Mit den Sondernachbarschaften „Kleine Kläranlagen“ bietet der Landesverband Bayern kostengünstiges Fortbildungskonzept für Betriebsleute kleiner Kläranlagen bis etwa 1.000 Einwohner Ausbaugröße an. Im Fokus der Sondernachbarschaften steht die Frage: Wie können kleine Kläranlagen sicher und wirtschaftlich betrieben werden? Selbst dem abwasserkundigen Personal einer Kommune fällt es manchmal schwer zu reagieren, wenn von heute auf morgen die Kläranlage nicht mehr die gewünschte Reinigungsleistung bringt.
In der Mai-Ausgabe der Zeitschrift des Bayerischen Gemeindetags erschien ein ausführlicher Bericht über diese Sondernachbarschaften.
Wegen der zahlreichen Vorteile für den Gewässerschutz und für einen wirtschaftlichen Anlagenbetrieb empfehlen der Gemeindetag, der Städtetag, der Landkreistag, das Landesamt für Umwelt und das Umweltministerium den Betreibern bayer. Abwasseranlagen die Teilnahme an den Nachbarschaften.
Die Teilnahme an den Kanal- und Kläranlagen-Nachbarschaften ist sowohl für das Betriebspersonal von öffentlichen als auch von privaten Kanalisationen und Kläranlagen möglich.
Die Nachbarschaften finanzieren sich durch einen jährlichen Kostenbeitrag der Unternehmensträger, der vom Beirat der Kanal- und Kläranlagennachbarschaften beschlossen wird. Die Beteiligung an den Kanal- und Kläranlagen-Nachbarschaften ist unabhängig von der Mitgliedschaft in der DWA.